Am vergangenen Dienstag machte die FDP Erlinsbach genau dies zum Thema. In den Büroräumlichkeiten der Lagerhäuser Aarau AG in Schafisheim führte uns Nico Barazetti, CEO der Lagerhäuser Aarau AG, in die 150-jährige Firmengeschichte ein. Dann zeigte er auf, dass die Lagerhäuser Aarau AG einen klaren Fokus auf Wachstum und Kooperationen legt. Am Standort Schafisheim ist ein Ausbauprojekt mit 35‘000 zusätzlichen Palettenplätzen geplant. Einen Grund für diesen Ausbau lieferte dann das zweite Referat von Klaus Juch, Bereichsleiter Technik und Bau bei Cargo Sous Terrain. Die Lagerhäuser Aarau AG ist Mitträgerin und Partnerin der privatwirtschaftlichen Initiative Cargo Sous Terrain.
Cargo Sous Terrain ist ein Projekt von nationalem Interesse mit dem Ziel, das Logistik-Gesamtnetz für die 10-Millionen Schweiz zu verbessern - ein Pionierprojekt für die Schweiz, vergleichbar mit dem Bau des Gotthardtunnels vor 150 Jahren. Klaus Juch erläuterte, dass Cargo Sous Terrain nicht einfach ein Tunnel sei, sondern ein kollaboratives, vernetztes Gesamtsystem mit einer ausgeklügelten und effizienten Citylogistik. Bereits mit der Realisierung der ersten Teilstrecke von Härkingen nach Zürich können gemäss einer Studie der Fachhochschule Zürich ZHAW durch das smarte Citylogistik-System bis 25 Prozent des Stückgutverkehrs und den damit verbundenen Emissionen eingespart werden. Im Endausbau mit einem über 500 Kilometer langen Tunnelsystem vom Genfer- bis zum Bodensee mit den Ablegern in Basel, Luzern und Thun, geht man sogar von einer Einsparung von bis 40 Prozent aus.
Kernstück der Infrastruktur von Cargo Sous Terrain bildet das unterirdische Tunnelsystem mit drei Fahrbahnen. Auf diesen Bahnen fahren rund um die Uhr selbstfahrende, unbemannte Transportfahrzeuge mit Elektronantrieb mit einer Geschwindigkeit von rund 30 Stundenkilometern. Die Fahrzeuge eignen sich auch für Frisch- und Kühlwaren und transportieren zwei Paletten pro Transporter. Nach der passenden Bündelung im Tunnel, unterstützt durch ein digitales Gesamtsystem und IoT werden die Waren über einen Hub mit vertikalen Liftsystemen wieder an die Oberfläche befördert und für die Feinverteilung in die urbanen Zentren vorbereitet. Auch hier geht Cargo Sous Terrain einen neuen Weg und will mit intelligenter Koordination und Warenverteilung den vernetzten Logistikpartnern eine maximale Auslastung für deren Touren ermöglichen. Die erste Etappe zwischen Härkingen und Zürich mit 12 Hubs soll gemäss Klaus Juch im Jahr 2031 in Betrieb genommen werden. Vorangeschlagen sind dafür Kosten von rund 3.6 Milliarden Franken, die privat finanziert werden.
An der anschliessenden Fragerunde interessierte vor allem der vorgestellte Zeitplan bis zum Vollausbau und die Frage nach möglichen Verzögerungen im Bewilligungsverfahren. Gemäss Klaus Juch wurde hier mit dem Bundesgesetz über den unterirdischen Gütertransport (UGüTG) vom Bund die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen. Er ist daher optimistisch, dass der vorgestellte Zeitplan für das Projekt auch eingehalten werden kann und ergänzt, dass weltweit rund 2'000 Kilometer Tunnel im Bau sind. Mit einer vergleichbaren Röhrendimension wie bei gängigen U-Bahn-Tunnels, sollte der Tunnelbau für das Projekt kein unüberwindbares Hindernis darstellen. Beide Experten sind sich einig, dass sich die Zukunft des Güterverkehrs nicht komplett unterirdisch abspielen wird. Es braucht weiterhin den gesamten Güterverkehrs-Kosmos für die Gesamterschliessung der Schweiz. Um die Staus und die zunehmende Dichte in den Ballungszentren zu meistern, müssen wir lernen mit allen Partnern zusammenzuarbeiten. Cargo Sous Terrain kann als Gesamtlogistiksystem einen wichtigen Beitrag dazu leisten.
Bei der abschliessenden Führung durch die Hallen der Lagerhäuser Aarau AG mit Nico Barazetti und Jasmin Serifovic, Cheflogistiker der Lagerhäuser Aarau AG, konnten die Teilnehmer dann noch einen bleibenden Eindruck über die Vorgänge eines modernen Logistikdienstleisters bekommen. Ein ausgesprochen interessanter Abend fand mit einem gemütlichen Umtrunk seinen würdigen Abschluss.